„EIN LEBEN MIT FREUNDEN“, so plante Morgenstern zunächst seine Memoiren zu betiteln. „Was Freundschaft betrifft, habe ich in meinem Leben besonderes Glück gehabt. Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass es der Segen meines Lebens war. Mit vielen bedeutenden Menschen lebte ich in ungetrübter Freundschaft, bedeutenden, die später berühmt werden sollten, wie Joseph Roth, Alban Berg, Robert Musil, Otto Klemperer, Joseph Frank, Ernst Bloch, um nur einige zu nennen; mit vielen anderen, die nicht so viel Ruhm erreicht haben, und vielen sogenannten gewöhnlichen Sterblichen, die bedeutende Menschen waren, ohne Anspruch auf Ruhm je erhoben zu haben, aber meinem Herzen ebenso nahe- und manchmal noch näherstanden.“ SM, Berg S.122
Auswahl der „Freunde“: SM hat in seinen Aufzeichnungen recht konsequent „mein Freund“ vor einem Namen eingefügt, wenn es sich um einen Freund gehandelt hat. All die so Bezeichneten sind in dieser Liste aufgenommen, auch in den wenigen Fällen, wo die Freundschaft beendet wurde (Adorno, Hardt). Diese Bezeichnungen werden so regelmäßig verwendet, dass man wohl annehmen darf , dass er Personen, die SM nie so bezeichnet, er nicht als seine Freunde betrachtet, auch wenn er sie sehr geschätzt und mit ihnen oft Kontakt hatte (wie zum Beispiel Anton Kuh oder Egon Erwin Kisch, die daher hier nicht aufscheinen). Einige Personen, über die keine Aussage von SM dokumentiert ist, sind in dieser Liste aufgenommen aufgrund Aussagen Dritter oder aufgrund der erhaltenen Korrespondenz. Relativ subjektive Entscheidungen mussten nur in wenigen Fällen getroffen werden: Hermann Kesten, obwohl von SM nicht nur positiv geschildert, hat sich doch offenbar stets wie ein Freund verhalten und ist in der Liste vertreten. Hermann Thimig dürfte wohl um 1925 gut mit SM befreundet gewesen sein, SM erwähnt das aber nirgends – ich vermute wegen seiner späteren nazifreundlichen Haltung; er ist in dieser Liste nicht enthalten. Zweifellos gab es etliche weitere gute Freunde, die aber hier nicht als solche identifiziert sind. Blutsverwandte, wie freundschaftlich und gut das Verhältnis auch gewesen sein mag, sind hier nicht aufgenommen.
Bekannte, die hier nicht unter FREUNDE gelistet sind, kann man im PERSONENREGISTER (Register) finden.
Einige von Morgensterns Freunden sollen hier ausführlicher beschrieben werden, vor allem jene, über die unserer Meinung nach noch zu wenig (über ihre Beziehung zu Morgenstern) geschrieben wurde. Beiträge sind u.a. geplant über Kaspar BLOND. Angeboten werden zZt hier vier Beiträge mit weitergehenden Informationen:
Längere Beiträge über Freunde von Soma Morgenstern:
Die (unvollständige) Liste von Freunden (über 70 Personen):
QUELLEN - ERKLÄRUNG DER SIEGEL:
[ ] Erwähnung in SMs autobiographischen Schriften mit Seitenangaben: Alban [Berg] und seine Idole; Joseph [Roth]s Flucht und Ende; In einer anderen [Zeit]; [KBT]: Kritiken, Berichte, Tagebücher. [Flucht] in Frankreich, [Blutsäule-Kommentar]: Morgensterns als Nachwort für die hebräische Ausgabe der "Blutsäule" verfasster Kommentar, in der dt. Ausgabe von 1977 als "Motivbericht" dem Werk vom Herausgeber vorangestellt. (Angaben in Klammern ( ) beziehen sich auf Erwähnungen in Ingolf Schultes Fußnoten oder Nachwort ).
{DEA Anzahl erhaltener empfangene Briefe / verwendete Sprache(n) / Ort(e) / Jahr(e)} : Erhaltene Korrespondenz in SMs Nachlass im Deutschen ExilArchiv:
( ) Erwähnung in anderen (Sekundär-)quellen (RK) = Raphaela Kitzmantel: Eine Überfülle an Gegenwart – Soma Morgenstern Biografie
Personen, deren Namen in fett kursiv aufscheinen, haben einen eigenen Eintrag in "Freunde" oder "Personen" (und sind nur manchmal hypergelinkt)
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*Theodor W. ADORNO siehe → WIESENGRUND |
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>>website mit Foto 1976 |
*Lotte ANDOR (PALFI; geb. MOSBACHER) (1903 Bochum – 1991 New York) Aus jüdischer Familie stammende Schauspielerin. Zunächst am Theater (u.a. in Wien), 1934 mit ihrem ersten Mann, Viktor Palfi Flucht nach USA. Trennung von Palfi; 1939-1944 kleine Rollen in Hollywood, u.a. auch in Casablanca. Kontakte v.a. mit deutschen Exilantenkreisen (u.a. B.Brecht), befreundet mit Ludwig Hardt. 1943 Heirat mit dem Schauspieler Wolfgang Zilzer, der unter dem Namen Paul Andor auftrat. (Die Ehe wurde kurz vor beider Tod in 1991 geschieden.) 1945 nach New York, Arbeit als Sekretärin an der New York University, daneben Theater und kleine Rollen in Film und Fernsehen. Nach langer Pause auch noch ein Auftritt in Marathon Man (1976 mit Laurence Oliver, Dustin Hoffman). Ihre Erinnerungen (augfgeschrieben 1981, mit einem versöhnlichen Nachtrag 1983 - die Andors wurden zur Berlinale eingeladen, wo sie geehrt wurden) sind publiziert unter dem Titel „Die Fremden Jahre“ bzw existieren als 50-seitiges Typoscript „Ich war nie ein Bernhardiner - Memoiren einer unbekannten Schauspielerin“. Lotte Andor war in New York eine enge Freundin von SM; sie arbeitete auch mit ihm zusammen: wesentliche Teile SMs Erinnerungsbücher wurden nicht von ihm aufgeschrieben, sondern wurden von ihm Lotte Andor diktiert. Lotte Andor erwähnt in ihren Erinnerungen SM nicht - ihre Erinnerungen enden auch im Jahre 1944. (Auch SM erwähnt sie in seinen erhaltenen schriftlichen Aufzeichnungen nicht.) Am Schluss ihrer Aufzeichnungen schreibt Lotte Andor mit Worten über Deutschland, die SM ähnlich über Österreich hätte formulieren können: "[...] und weiss nun, dass es auch andere Deutsche gab - und gibt - als die, die meine Mutter ermordeten und Millionen ihrer Landsleute vertrieben und marterten. - Und doch bin ich auch in Deutschland nicht mehr zu Hause. Wie könnte es nach all den grausigen Begebenheiten anders sein? - - Bin ich also heimatlos? Ich glaube nicht. Meine Heimat ist da, wo meine Freunde sind. [...] " [ Roth (307) ] {DEA: Lotte Andor ist beteiligt an 10 Briefen vom Verlag Ferrar, Straus und Cudahy in Zusammenhang mit der Publikation von The Third Pillar (1955-1957); weiters stammt vermutlich ein ebenfalls in SMs Nachlass enthaltener Brief von 1970 an Dan Morgenstern von ihr (mit einer Kopie von Hermann Hesses Rezension in der Zürcher Zeitung 1936 von Der Sohn des verlorenen Sohnes).} (RK: S. 181 – Interview mit Dan Morgenstern; Allgemein Biographisches über Lotte Andor - einschließlich ein kurzes Interview - findet man in: Gandert/Kurowski/Jacobson: Wolfgang Zilzer (Paul Andor), Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin 1983) |
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*Stefan ASKENASE (1896 Lemberg – 1985 Bonn) Belgischer Pianist galizischer Herkunft. 1914-1922 viel in Wien [Berg 314f, (356)] {DEA 6 / DE / Remagen u.a. / 1969-1973} |
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*Brooks ATKINSON (1894 Massachusetts – 1983 Huntsville, Alabama) Amerikanischer (Theater-)Kritiker in NY. Mit seiner Frau Teil des Freundeskreises von SM in New York um Al Hirschfeld und Dolly Haas. B.A. schreibt im Feber 1948 auch eine Kritik (im Book-of-the-Month Club News) über SMs zweiten Roman: [...] Although the village life may look simple on the surface, Mr. Morgenstern has a profound knowledge of its intricate and sentient human relationships between peasants and farmers, between Poles and Ukrainians, between Jews and Christians. He understands also the passion, poetry and scholarschip of Jewish religious observances. [...] In my father's Pasture is pure Literature. [...] [ KBT 640 ] {DEA 6 / EN / New York / 1946-1958?} (RK 176, 199; Dan Morgenstern: Soma Morgensterns Life in Amerika) |
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*Walter BENJAMIN (1892 Berlin – 1940 Selbstmord an der frz.-span. Grenze) Deutscher jüdischer Philosoph und Literaturkritiker. Mit SM viel gemeinsam in seinen letzten Tagen in Südfrankreich. SM berichtet darüber ausführlich in seinen Briefberichten an Gershom Scholem.
Benjamin zitiert Morgenstern in seinem Essay über Kafka: In den ländlichen Zeremonien von Oklahoma klingt der letzte Roman Kafkas aus. "Bei Kafka - hat Soma Morgenstern gesagt - herrscht Dorfluft wie bei allen großen Religionsstiftern". (W. Benajmin, Gesammelte Schriften II - 2 Suhrkamp,, S. 423 : "Franz Kafka. Zur zehnten Wiederkehr seines Todestages")
[Berg 120, (389, 398) Roth 80, (311, 312, 315); KBT 505-550: „Über Walter Benjamin“ – aus Briefen an Gershom Scholem, 642] |
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*Alban BERG (1885 Wien – 1935 Wien) Komponist der 2. Wiener Schule. Enger, wahrscheinlich bester Freund von SM. In einem Interview vom. 5. Dezember 1973 berichtet SM über Bergs Verhältnis zu Schönberg und Mahler: Joan Allen Smith, "Schoenberg and His Circle - A Viennese Protrait", Schirmer Books, New York, London 1986. Seite 147 JOAN ALLEN SMITH: Do you think that Berg was overly influenced by Schoenberg? SOMA MORGENSTERN: I don’t think that he was overly influenced by Schoenberg. I think that he was influenced by Mahler too. And I think that he loved and admired Mahler as much as Schoenberg, if not even more, because there was not this relation master-pupil with Mahler and Alban. Alban, he was an admiring young man – pupil of Schoenberg – who admired Mahler as Schoenberg himself. He had a great admiration of Mahler without any reserves. He was just in love with him. . . . Mahler was loved by Alban I think with all his heart. He talked about nobody with such love as he talked about Mahler . . . . With Schoenberg, it’s a different story. Schoenberg wasn’t as lovable a man as Mahler was. Schoenberg was a person which was, I would say – he was a little tyrannical! Schoenberg was very stubborn and he was the master, of course. All of them had the same relation to Schoenberg. The only one with whom I could talk about Schoenberg without risking something was Steuermann, rather. Because Steuermann was a very, very, educated . . . man, and he was a strong character himself. Of course he admired Schoenberg as a composer and as his teacher, but . . . he was too tyrannical. Mahler wasn’t a soft guy either, but it was a different thing in his being director of the opera. It’s a different story.
[Berg: mehr oder weniger das ganze Buch; Roth 72, 73, 76, 93, (101, 102), 103, 104, 105, 127, 159, (304, 305, 309, 312, 313, 319, 320,325,) ; KBT 644, 651-654, 655, 659f, 662; Zeit 39]
*Helene BERG-NAHOVSKI (1885 Wien – 1976 Wien) Ehefrau von Alban Berg. Eventuell natürliche Tochter von Kaiser Franz Joseph. (Nach 2012 veröffentlichten Dokumenten dürfte aber FJ vielleicht nur der Vater von Helene Bergs (Halb-)Schwester Anna sein.) [Berg: v.a. 64f, 360ff 376ff; Roth 93, 101, Zeit 39] Der erhaltene Teil von Bergs Korrespondenz mit SM ist in SMs Erinnerungen an Berg wiedergegeben.
Alban Berg und seine Idole ist nicht auf English erschienen. Doch der traurige nicht versandte Brief von Soma Morgenstern an Helene Berg, der als Anhang dem Buch beigefügt ist, ist im Internet in englischer Übersetzung zugänglich. Der Komponist und Musikwissenschaftler, Alban-Berg-Experte Mark DeVoto hat auf der Plattform der Internetzeitschrift "The Boston Musical Intelligencer" seine Übersetzung zur Verfügung gestellt: "A letter to Helene Berg" http://classical-scene.com/wp-content/uploads/2013/03/SOMA2013-2.pdf |
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*Siegfried (Selig) BERNFELD (1892 Lemberg -1953 San Francisco) Öst. Psychoanalytiker und Reformpädagoge. Mit SM in Wien befreundet, haben einander öfters im Café „Am Platz“ in Hietzing getroffen. [Zeit 308-309]
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*Ernst BLOCH (1885 Ludwigshafen – 1977 Tübingen) Dt. marxistischer Philosoph. SM hat Bloch über Musil kennengelernt.SM bezeichnet Bloch an einer Stelle ausdrücklich als Freund (Berg 122), an andrer Stelle (Tagebücher ) wird die Bekanntschaft weniger freundschaftlich beschrieben. SM war Trauzeuge für Blochs. [Roth 76, 80, (304, 330); Berg 120, 122, ( 400); KBT 506, 510, 523 ,538, 542;] {DEA 2 / DE / Cambridge / 1947} (RK) *Karola BLOCH geb. PIOTRKOWSKA (1905 Lodz – 1994 Tübingen) Architektin; Frau von Ernst Bloch. [siehe auch Ernst Bloch] In ihren Erinnerungen Aus meinem Leben erwähnt sie zwei Mal SM: "Die standesamtliche Trauung war ganz studentisch. Unsere Trauzeugen war der Schriftsteller Soma Morgenstern und meine frühere Kommilitonin Annie [...] Politisch gesehen war eine Emigration nach Österreich nicht sehr vernünftig. [...] Aber es war für uns nicht unangenehm dort. Niemand belästigte uns, Juden wurden nicht verfolgt, man gewöhnte sich an die illegalen Nazi-Demonstrationen. Wir fanden bald einen ungewöhnlich sympathischen Freundeskreis. Zu ihm gehörten die Schriftsteller Soma Morgenstern und Elias Canetti, der Bildhauer Fritz Wotruba, seine Schülerin Anna Mahler, Tochter von Gustav Mahler, damals mit dem Verleger Zsolnay verheiratet, der Komponist Ernst Krenek." {DEA 7 / DE / Tübingen / 1941-1972} (Karola Bloch, Aus meinem Leben, Pfullingen , Neske 1981, 254S.; S. 96 u 97)
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*Kasper BLOND (1889 Czernowitz – 1964 England), Edith BLOND (? – nach 1975) Wiener jüdischer Arzt aus Czernowitz, wo ihn der Ausbruch des ersten Weltkriegs überraschte. War als Angehöriger der k.u.k. Heeres in russ. Gefangenschaft und nach seiner abenteuerlichen Flucht in eine öst. Kampftruppe in Teheran eingebunden (1914-1916) und hat das in seinen publizierten Erinnerungen aufgezeichnet: Ein unbekannter Krieg, Erlebnisse eines Arztes während des Weltkrieges. Anzengruber Verlag. Leipzig/Wien 1931. Vgl. dazu auch: STEINER Jörg, Kaspar Blond. Arzt und Kriegsgefangener in Turkestan. In: PATKA Marcus (Hg.), Weltuntergang. Jüdisches Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg. Graz 2014, S.219.
Nach dem Krieg war Blond Chirurg in Wien, ist 1938 rechtzeitig geflüchtet und wurde in England ein prominenter Krebsspezialist. In seinem Buch (THE LIVER AND CANCER: A NEW CANCER THEORY. John Wright Sons, Bristol. 1955) sieht er in einer funktionsgestörten Leber eine wesentliche Ursache für verschiedene Krebsarten. Mit dem Arzt, Chirurgen Dr. Kaspar Blond und seiner Frau Edith Blond war SM in seiner Wiener Zeit gut befreundet und blieb das bis zuletzt. Seit ihrer Flucht vor den Nazis lebten die Blonds in London. Auch nach dem Krieg blieb der Freundeskreis, v.a. schriftlich, aufrecht, der Falkenberg, Horenstein, Klemperer und Rathaus einschloss. Edith war eine Schwägerin von Jascha Horenstein (Schwester von Horensteins erster Frau). [Berg 368f, (396); Zeit 339] {DEA 10 / DE / London / 1957-1975} |
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*John (Hans Julius) BRAHM (1893 Hamburg -1982 Malibu) Schauspieler u Regisseur, teilweise auch in Wien. 1933 mit seiner Frau Dolly Haas (1941 geschieden) Emigration, ab 1937 in den USA; dort v.a. Filmregisseur. Hans Brahm führt in den 20er Jahren Regie am Wiener Volkstheater und auch am Burgtheater. In der Zeit lernt er SM kennen, die sich anfreunden. Duch Brahm lernt SM Dolly Haas kennen, über die er später in Amerika deren zweiten Mann, Al Hirschfeld kennen lernt, der seinerseits in den USA zu SMs wichtigsten Freunden zählt. [ - ] { 3 / EN / Beverly Hills / 1943-1944} |
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*Bertold BRECHT (1898 Augsburg – 1956 Ostberlin) SM hat ihn durch Ludwig Hardt, wohl Ende der 20er Jahre, in Berlin kennengelernt, sich aber erst im Krieg mit ihm in Hollywood angefreundet. SM berichtet darüber in Zusammenhang mit dem gemeinsamen Freund Walter Benjamin (Briefe an Gershom Scholem) [KBT 547-549] |
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*Rafaello BUSONI (1900 Berlin – 1962 New York) Dt.-am. Illustrator u Schriftsteller (Sohn des Komponisten); 1939 in die USA [ - ] {DEA 7 / DE / New York / 1955-1957) |
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(C) G. Nossal, Australien
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*Nandy (Marianne) DEMEL, Edle VON ELSWEHR (Nandy Demel, Nandi von Demmel) (1901 Niederösterreich – 1973 Wien) Nandi oder Nandy, „arische“ Freundin von SM, die auch bei Morgensterns verkehrte - Somas Sohn Dan nannte sie "Tante". Sie hat SM bei seiner Flucht aus Wien am 11. März zum Westbahnhof begleitet. Von ihrem Mann wusste SM, dass das der letzte Zug nach Paris war. Eine der besten Freundinnen von Renée Nossal. Nandy hatte SM in Paris besucht, erstmals im Jänner 1939. 1950 hat SM bei seinem Wienaufenthalt bei Nandy und Gustav Demel in der Kantgasse gewohnt. Ihre erhaltenen 90 Briefe an SM stellen das größte Konvolut von einer Person in SMs Nachlass dar.
[ Berg 378, Roth 172, 175, 177, 186 ] {DEA 90 / DE / Wien ua. / 1940-1973} |
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*Serge (Joachim) DOHRN (1913 Dresden? – Juli 1943 England) Nannte sich selber "Serge", dürfte aber offiziell den Vornamen "Joachim" gehabt haben. Konservativer Katholik. Jüngerer Bruder von Klaus Dohrn, ebenfalls vermutlich ab 1938 im Pariser Exil, dort im Freundeskreis von Roth; einer jener, die Roth als Katholik reklamierten, vgl unten teilweise wiedergegebenen Brief an SM. Mit SM befreundet und mit ihm 1940, nachdem er in Paris verhaftet wurde, im Internierungslager in Audierne. Hatte mit SM gemeinsam die Flucht nach England geplant, die nicht zusammen geglückt ist. Serge Dohrn hat mit einem Ruderboot 1940 England erreicht und ist dort später bei einem deutschen Bombenangriff umgekommen. Auszug aus einem Brief an SM (kursive Stellen schwere, unsichere Lesung) Lingfield Grasmead Camden Rd. april 18te, [1942] Mein Lieber, Guter […] Meine Obstfarm ist momentan phantastisch schön, ein Meer von Blüten und frischem Grün. Ich habe das Gefühl, dass dieser Frühling nicht ohne grosse Ereignisse vorübergehen wird. Was hier vorbereitet wird ist einfach gigantisch. Ich höre allerdings, dass man eine Invasion erst dann machen wird, wenn eine wirklich erdrückende Übermacht auf einem Punkt gelandet werden kann 6 oder 10 zu 1. In der Luft ist eine solche Übermacht schon erreicht, Ich sehe oder höre die Bomber oft über das Land fliegen von denen Du in der Zeitung liest. Komischerweise irritiert mich der Lärm nicht, wie damals in Hellerau, wo das ein Hauptgrund war wegzuzuziehen. Manchmal ergreift mich die Sehnsucht nach Frankreich, wenn die Fighter ganz niedrig über unsere Bäume wegbrausen. Dann stell ich mir vor, dass sie in einer halben Stunde drüben sein werden, über Yport wegfliegen, dann kommt Briante, Amiens, Peronne und vielliecht sogar Paris. Ah mon cher Panam, ce du petit patelin – Dubo- Dubo- Dubonnet – St. Germain des Pris – St. Sulpice – Rue de Tournon Luxembourg, - Ich ertappe mich dabei diese Worte laut vor mich hinzusagen und an den Austernhändler gegenüber den Deux Majots zu denken, an die Sommerabende vor den Bistros oder bei der Lire Guillon, an den Geruch der Bäume in der Abendluft, an die Metro und die Seinebrücken, an die staubigen wegen vom Luxembourg und violett-schwarzen Baumstämme, den herrlichen Schatten und das achteckige Bassin, an die eisigkalten Nächte, an denen ich mit Roth vom Lipp zum Tournon ging, an das Klopfen seines Stockes auf dem Pflaster. Jede Strasse hatte ihren Sepergts Wind und wenn „Cher Auguste“ die Türe hinter Roth geschlossen hatte, dann lief ich schnell nachhaus ins Monaco. – Erinnerst Du Dich noch gerade diese April- und Maitage vor drei Jahren waren unerhört schön. An einem dieser Tage ist es drei Jahre her, dass wir mit Heidm – nach einem Essen „Chez Jenny“! – vor einem Bistro sassen und uns über die norwegische Affäre wunderten. Wie wohl vieles anders gekommen wäre, wenn wir uns damals im Mai am Sonntag nicht verkracht oder gezankt hätten! Womöglich wäre ich nicht im Hotel gewesen, als dieser ekelhaft Sodowski von der Prefecture kam um mich abzuholen. Wahrscheinlich wäre ich mit Dir gewesen und wäre statt nach der Bretagne nach dem Süden gegangen und entweder nie davon gekommen oder wie Du in Portugal und U.S.A. gelandet. Am 27. Mai ist Roth´s Todestag. Denk an ihn und bete für ihn. Es ist lächerlich. Natürlich war er getauft. Sonst wäre er nie mit mir zur Kommunion gegangen. Lass eine Messe für ihn lesen, so wie ich es hier tue und gehe zur Frau Zweig und red mit ihr denkt an Roth und denkt auch an mich. – So wie es damals war, wir es nie wieder werden. Paris war der Höhepunkt. Jetzt bin ich wirklich einmal sentimental geworden . Ich nehm Dich in Arm Dein Serge
[Roth: 214ff, 222ff, 255, 277, 296; Flucht (407)] {DEA: 1 / DE / England. / 1942} |
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*Hanns EISLER (1898 Leipzig – 1962 Ostberlin) Öst. Komponist und Musiktheoretiker der 2. Wr. Schule. SM hat ihn durch seine Freundin Renée 1920 bei einem Mahlerkonzert in Wien kennengelernt. [Roth 147, (304); Berg 49ff, 205, 353, 356; KBT 549] |
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*Paul Victor FALKENBERG (1903 Berlin - 1986 New York) Deutsch-amerikanischer jüd. Filmschaffender: Regie(assistenz), Schnitt. Gehörte zu SMs Freundeskreis um Horenstein, den Blonds und Karol Rathaus. [ - ] {DEA: 13 / DE / New York u.a. / 1957-1975}
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>> Franks 50 Geburtstag. Links hinten SM
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*Josef FRANK (1885 Wien – 1967 Stockholm) Foto aus "Baukunst", 3.Jg. Heft 8, München 1927 Öst.-schwedischer (Wiener) jüdischer Architekt und Designer. Verlässt Wien, auch wegen des Antisemitismus, schon 1935 und geht nach Schweden, der Heimat seiner Frau. Einer der besten und treuesten Freunde von SM. Franks Briefe an SM sind einer der größten und bedeutendsten Konvolute des Nachlasses. Sie sind so ausführlich, dass sie für eine Biographie Franks wertvolles Material beinhalten. SMs Gegenbriefe in Franks verstreutem Nachlass scheinen jedoch verschollen zu sein. [Roth 117, (160), 191, (304); Berg 109f, 122, 329ff; KBT 545; Flucht(370)] {DEA: 39 / DE / Stockholm / 1935-1965}
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*Leonhard FRANK (1882 Würzburg – 1961 München) Deutscher Schriftsteller. SM war mit ihm gemeinsam im Lager in Audierne (Bretagne) interniert und traf ihn wieder in Marseille, von wo sie gemeinsam einen Versuch machten nach Spanien zu gelangen, wobei SM scheiterte. Sie haben einander wieder in den USA getroffen: als SM Ende 1941 nach Hollywood kommt, wird er von Leonhard Frank begrüßt und beglückwünscht. In SMs Telephonliste in Hollywood (wo beide sich 1942/43 aufhalten) scheint Leonhard Frank auf. Frank berichtet über seine Internierung in Audierne ähnlich wie SMs Flucht in Frankreich in einer autobiographischen Romanform: Links wo das Herz ist. [ Roth 167; KBT 507] (RK: mehrere Stellen einschließlich Interview Myra Frankfurt)
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*Myra FRANKFURT (geb. um 1915??, in Russland ) Ehefrau von Fedor Ozep. Sie ist in Russland geboren und (als Kind? Mit ihren Eltern?) 1925 nach Deutschland gezogen. In einem längeren Aufenthalt in Paris hat sie (vermutlich 1939) durch ihren Mann SM in Paris kennengelernt , ist mit ihrem Mann 1941 nach Amerika gekommen und konnte 1941/42 in Hollywood wieder an die „alte Freundschaft“ mit SM anknüpfen. Rafaela Kitzmantel hat für ihre Dissertation (Soma Morgenstern. Leben und Schreiben im Schatten der Geschichte. Biographie. Wien 2001) Myra Frankfurt (wahrscheinlich 1999 oder 2000) über SM interviewt. Das Interview ist in der Dissertation und auch in ihrer 2005 im Czernin Verlag erschienenen Morgensternbiographie publiziert. Dort kann man u.a. auch über SMs Qualitäten als Erzähler lesen: „Soma war ein wunderbarer Erzähler. Für meinen Geschmack war er ein besserer Erzähler als Schriftsteller. Er hat mir zum Beispiel eine Geschichte erzählt, die niedergeschrieben viel schlechter war. (Das Manuskript gibt es nicht mehr, denn als Morgenstern Hollywood verließ, vergaß er einen Koffer bei uns. Wir ließen gerade unser Haus ausmalen, also brachte ich alles in den Keller. Einer von Morgensterns Koffern mit diesem Manuskript darin ging verloren.)“ (Die dann von Myra Frankfurt weitererzählte Geschichte handelt von einem Erlebnis SMs mit Leonhard Frank im französischen Lager.) [ - ] (RK)
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*Paul FRIEDLÄNDER (1891 Baden bei Wien [oder: Weikersdorf NÖ] – 1942/3 Auschwitz)
Österreichisch(-deutsch)er kommunistischer Publizist und Parteipolitiker. Studiert in Wien Soziologie und Kunstgeschichte Dr. phil.) 1914 Austritt aus dem „mosaischen Glauben“. Seit 1915-1921 (in erster Ehe) mit Elfriede (“Ruth“) Fischer (Eisler) verheiratet, (der Mitbegründerin der öst. Kommunistischen Partei 1918, Schwester von Hanns Eisler). Später in Deutschland, 1933 Emigration nach Paris. Lt. SM nach Bekanntwerden des Hitler-Stalinpakts aus der kommunistischen Partei ausgetreten. Hatte in Paris um 1940 eine Stellung bei der kommunistischen Presse. Bei Kriegbeginn als Kommunist im Straflager Le Vernet interniert. 1942 vom frz. Lager Drancy nach Auschwitz transportiert. SMs Bekanntschaft vielleicht durch Hanns Eisler. [KBT 519] |
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Photo aus "Zeitgenossen über Herzl" Jüdischer Buch- und Kunstverlag, Brünn 1929
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*Bernhard FUCHS (1876 Wien – 1932 Wien) Ministerialrat im Bundespressedienst (in Anmerkungen irrtümlich als “Martin Fuchs Sen.“ geführt). Vater von Martin Fuchs. Nachruf auf BF im "Interessanten Blatt" [Roth 51, (52), 65ff, 113, 156] |
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Photo © Wien Museum
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*László GÁBOR (1895 Ungarn? – 1944 USA?) Ungarischer Maler und Designer, Wohnsitz bis 1934/5 Wien; arbeitete (angeblich – konnte bislang nicht verifiziert werden) für die Wiener Werkstätte und war mit den meisten Wr. Architekten bekannt (ua Loos und Hoffmann). Der Pittsburger Mäzen Edgar Kaufmann hat 1925 Gábor beauftragt, die Fenster seines Kaufhauses zu entwerfen. Sein Sohn, Edgar Kaufmann jr. (1910-1989) studierte Ende der 20er Jahre an der “Kunstgewerbeschule des österreichischen Museums für Kunst und Industrie” in Wien (heute: Universität für Angewandte Kunst Wien) und befreundete sich in dieser Zeit mit L.Gábor. Gábor war in Wien mit mit Josef Frank befreundet und (wahrscheinlich über ihn) mit SM. Gemeinsam mit J.Frank hat Gábor die Ausstellung der Wr. Werkbundsiedlung geleitet. Die Familie Kaufmann half Gábor 1934 oder 1935 in die USA einzuwandern und stellten ihn in ihrem Kaufhaus als Designer an. Später (1941?) hat er seinerseits ein Affidavit für SM für die USA ausgestellt. [Berg 110; Roth 132 – ohne ihn dort namentlich zu erwähnen „einer meiner Freunde“ – vgl. Flucht (370)]
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>> Lissi Gabor bei Josef Franks 50. Geburtstag (links hinten SM) |
*Lissi GABOR in Wien gebliebene geschiedene Frau von Lászlo Gábor. Hat sich um 1940 sehr um SMs Mutter und Schwester Hella in Wien gekümmert. [ - ] {DEA: 2 / DE / Wien / 1946}
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Schottischerr Journalist, in den 1930er Jahren in Paris als Korrespondent der London Times, ebenfalls dort in den 1960er Jahren als Korrespondent des Manchester Guardian. Mit SM in seinen Pariser Exiljahren befreundet und hat ihn auch noch 1950 bei seinem Pariser Aufenthalt öfters getroffen. [Roth 193, 202, 211, 212, 287; KBT 680, 681, 685] |
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>>Foto auf Website derIJRG Wien (Internationale J.Roth Gesellschaft)
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*Josef GOTTFARSTEIN (1903 Prenen/Prienai, Litauen – 1980 Paris) Jiddist, Talmudforscher; lebt seit etwa 1930 in Paris; wie SM enger Freund von J.Roth in dessen letzen Jahren. Korrespondenz mit SM sehr freundschaftlich – anscheinend die einzige, die (jedenfalls von Gottfarstein) in Jiddisch geführt wurde.
[Roth 278, (317) ] {DEA: 5 / YI / Paris/ 1958-1960} |
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*Dagmar GRILL (1892 – nach 1979) Partnerin v Josef Frank in seinem letzten Jahrzehnt (also bis 1967). Kusine von Franks verstorbener Frau. Physiotherapeutin. Korrespondenz mit SM erst nach Franks Tod. [ - ] {DEA: 6 / DE / Stockholm / 1967-1973} |
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*George GROSZ (Georg Groß) (1893 Berlin – 1959 Berlin) Deutscher Maler; ab 1933 Emigrant in den USA, 1959 Rückkehr nach Deutschland. SM hat ihn in New York gekannt. [ Roth 197; KBT 683 ] |
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*Dolly HAAS (Dorothy Clara Louise HAAS) (1910 Hamburg – 1994 New York) Dt.-am Schauspielerin, Tochter eines Engländers und einer Wienerin; die protestantische D.H. ging in Hamburg in eine jüdische Schule. Mit SM durch ihren ersten Mann John (Hans) Brahm bekannt, möglicherweise schon 1927 in Berlin, wo sie ihre Karriere beginnt. Auftritte auch als Tänzerin, zB sehr erfolgreich in der 1929 in München als Revue inszenierten Operette "Ein Walzertraum" - die Rolle der Prinzessin Bibi hatte Oskar Strauss eigens für Dolly Haaas geschrieben. Bis 1933 zahreiche Filme. Ab 1934 Schwierigkeiten für den jüdischen Hans Brahm, erste Arbeiten in England, 1936 dann Emigration nach England. Sie schreibt 1936 über DER SOHN DES VERLORENEN SOHNES: "Herr Soma ist kein einfacher "Schreiber" sondern ein richtiger Dichtersmann, der so reich an Atmosphäre, Gefühl und Spannung schreibt, dass man sein Buch nicht aus der Hand legt bevor man es ganz und mit Bedacht gelesen hat. " Joseph Frank berichtet in einem Brief an SM (wahrscheinlich 1936) von den offenbar gemeinsam befreundeten Brahm und Dolly. 1938 mit Hans-John Brahm in die USA, 1941 erste Theaterrolle in den USA (in New York, unter der Regie von Piscator) und Scheidung von Brahm. 1943 Heirat mit Al Hirschfeld. 1936 ist sie noch mit SM per Sie; spätere Korrespondenz ist auf Englisch, auch mit der Anrede "Soma darling, ". [ KBT636 ] {DEA: 5 / DE, EN / Cambridge, N.Y. , u.a. / 1936-1970} |
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ca 1936
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*Ludwig HARDT (1886 Ostfriesland – 1947 New York) Vor dem Krieg bekannter erfolgreicher Rezitator, u.a. von Kafka. Hardt war einer der ersten, die sich für Kafkas Werk eingesetzt haben. Hardt hatte auch Karl Kraus rezitiert, mit dem er auch persönlich bekannt war. (Wegen einer Lappalie hat Kraus jedoch später den Kontakt abgebrochen, wie SM berichtet.) LH war auch mit Balázs befreundet - SM hat die beiden öfters gemeinsam getroffen. Der ursprünglich als Schauspieler ausgebildete Hardt findet 1940-1944 kleine Rollen in insgesamt sieben Hollywoodfilmen. In den meisten Filmen wird er namentlich nicht genannt, in "Rage in Heaven" (1941 mit Ingrid Bergmann) wird er als Ludwig Hart im Abspann erwähnt. SM hat Hardt sehr geschätzt. "Als Vortragskünstler hat er nicht seinesgleichen. [...] Sie wissen vielleicht, dass er alles auswendig vorträgt. Ich habe unzählige Vortragsabende von ihm gehört, und kein einziges Mal hat er auch nur den geringsten Irrtum im Text gemacht.. " (SM, Berg, S. 80). Einmal hat Hardt ein Treffen von SM mit Kafka arrangiert. In seinem etwas seltsamen Brief an SM 1944 wirft er SM schlechtes Verhalten vor und kündigt ihm die alte Freundschaft auf. [Berg 80ff, 294ff] {DEA: 1 / DE / Kalifornien / 1944} |
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ca.1910
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*Lajos / Ludwig HÁTVANY-DEUTSCH (1880 Budapest – 1961 Budapest) Der als Ludwig Deutsch geborene, zweisprachig (deutsch u. ungarisch) aufgewachsene ungarische Journalist und Schriftsteller Baron (báró) Hátvany flieht nach dem ersten Weltkireg wegen seiner kritischen Artikel vor dem faschistischen Horty-Regime und lebt im Exil in Wien (in Lainz), wo er in Hietzing SM kennengelernt hatte und ihn in den ungarischen Exilantenkreis im Café Stöckl eigeführt hat. Hátvany verkehrt in Wien u.a. auch mit Stefan Zweig. 1927 kehrt er nach Budapest zurück, wird dort verhaftet und zu mehrjährigem Zuchthaus verurteilt. 1930 von Horty begnadigt lebt er seitdem teils in Ungarn, teils in Österreich. Er flieht 1938 vor Hitler nach England und schließt sich dort dem Deutschen PEN-Club im Exil an. Nach dem Krieg kehrt Hátvany, der u.a. auch mit Thomas Mann befreundet war, wieder nach Budapest zurück. [Berg 77f, 86, 112; Roth 201; KBT ] |
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*Abraham Joshua HESCHEL (1907 Warschau - 1972 New York) Polnisch-amerikanischer jüdischer Theologe und Philosoph; hat SMs Blutsäule "den einzigen Midrasch über den Holocaust" genannt. Vgl zu Heschel auch die Masterarbeit an der Universität Wien 2022:
[Roth (308); KBT 639; Blutäule-Kommentar 8, 10-16] {DEA 1 / EN / Miami / 1970}
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Foto von Geni.com. (c) unbekannt
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*Franz von HILDEBRAND (7.2.1912 Wien - 1977 Bogota, Kolumbien) Sohn des deutschen katholischen Philosophen Dietrich von Hildebrand, der nach Hitlers Machtübernahme aus Deutschland geflohen ist und nach Wien gekommen ist. Dort Unterstützung von Dollfuß, offenbar gemeinsam mit seinem Sohn Franz, der mit der Heimwehr kämpft. Nach dem sog. Anschluss Flucht aus Wien. Franz, der wie sein Vater katholisch-monarchistisch eingestellt ist, kommt nach Paris, wo er gemeinsam mit Klaus Dohrn das Comité d´Assistance aux Réfugiés d´Autriche leitet. Er bewegt sich im Kreis um Joseph Roth und lernt SM kennen: "Franz von Hildebrand [...] war ein ungewöhnlich charmanter, hübscher junger Mann, sehr intelligent, ein Musikliebhaber und -kenner. Mit ihm hab ich mich gleich gut verstanden und wir sind gleich gute Freunde geworden. [...]". (SM, Roth, S.224). "Franzl" hilft SM in Paris mehrmals – er kann sich dank der Schweizer Staatsbürgerschaft, die er (neben der österreichischen?) besitzt, freier bewegen. Wegen der Besetzung von Paris Weiterflucht nach Marseille, wo er als enger Mitarbeiter von Varian Fry (der ihn in seinen Erinnerungen Surrender on demand als den Österreicher „Franzi“ liebevoll, positiv beschreibt) 1940/41 an der Rettung gefährdeter Flüchtlinge beteiligt ist. Weiterflucht mit seiner Frau, der "reizende[n] Irländerin, schlank und klug" (SM, Roth S.225) nach Portugal, wo er sich weiterhin für Flüchtlinge einsetzt und dann weiter nach New York. 1948 folgte er einem Ruf nach Bogota, Kolumbien, um dort eine Universität aufzubauen. Er hatte mit seiner irischen Frau zahlreiche Kinder, einer davon, der Ethnologe Martin von Hildebrand, wurde in Kolumbien ein bedeutender Verfechter der Rechte der Indianer.
Foto von Geni.com (c) unbekannt
[Roth 224ff, 255] (Varian Fry: Surrender on Demand, Random House, NY 1945; renewed 1977. F.v Hildebrand spielt eine wesentliche Rolle in Frys Aktivitäten, wird auf elf Seiten beschrieben oder erwähnt,) |
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*Al(bert) HIRSCHFELD (1903 St. Louis Missouri – 2003 New York) Amerikanischer Karikaturist. Gemeinsam mit seiner Frau Dolly Haas (Heirat 1943) Zentrum eines Freundeskreises von SM in New York. [ KBT636, 646,649ff ] (RK 176, 195f; Dan Morgenstern: Soma Morgenstern´s Life in Amerika, p. 155)
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*Jascha HORENSTEIN (1898 Kiew – 1973 London) Dirigent jüdisch-ukrainischer Herkunft (mit öst. Wurzeln). Einer der besten Freunde von SM, der ihn wohl auch beeinflusst hat (vermutlich hat JH seinen Freund SM davon abgehalten, nach Wien zum Begräbnis von Alma Mahler zu reisen.) [Berg 27, 29, 72, 158, (396f) ; Roth (160, 304, 306, 310)] {DEA 88 / DE / Lausanne u.a. / 1943-1972} |
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*Jean JAFFE jiddisch: Khyene Yofe (1900 Czucztin, Litauen – 1958 auf einem Schiff auf dem Weg nach Indien) 1910 nach USA gekommen und war seit den 20er Jahren eine führende Journalistin der jiddischen Presse. Die zionistische Jaffe hat auch einige Zeit in Palästina/Israel gelebt und blieb in einer Zeit, da in den USA immer weniger in Jiddisch publiziert und gesprochen wurde, bei ihren Publikationen in Jiddisch. Bemerkenswerterweise ist aber die Korrespondenz mit SM, der sie als „meine Freundin Jean Jaffé“ erwähnt, in Englisch. Photo von André Kertész aus (wahrscheinlich) 1926. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des französischen Ministère de la Culture, Platforme Ouverte du Patrimoine (POP) Siehe dazu auch den Eintrag im Jewish Women's Archive: https://jwa.org/encyclopedia/article/jaffe-jean
[Zeit 299] {DEA 5 / EN / New York / 1946-1958} |
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*Hermann KESTEN (1900 Podwo³oczyska, Galizien - 1996 Basel) Schriftsteller. Freund von ua Roth u. SM. Herausgeber von Roths Werken. Hat SM geholfen, ihn v.a. bei seiner Flucht nach Amerika unterstützt, von SM jedoch nicht nur geschätzt. In Kestens veröffentlichten Briefwechsel mit Franz Schoenberner (1) erwähnt Kesten in sein seinem Brief vom 1. Dezember 1939 aus Paris: „Ich besuche eifrig jeden Mittwoch abends den P.E.N.-club, wo man den reizenden Mr. Henri Membré trifft, zuweilen Polen und Tschechen, manchmal Belgier und viele unserer Kollegen, L. Frank, Wolfenstein, seit drei Tagen auch wieder B. Olden, Soma Morgenstern, Walter Benjamin. Auch Kracauer und Hans Siemsen sind wieder da.“ (S.159). Im Brief vom 14. Jänner 1940, ebenfalls aus Paris erwähnt Kesten: „ Gestern sprach ich mit Walter Benjamin, meinen Campkollegen, über Baudelaire, worüber er ein Buch schreibt, heute mit Soma Morgenstern über Amerika, wohin er bald reist. Da sind unsere besten Freuden.“ (S. 164) (1) Briefwechsel im Exil. 1933-1945 Franz Schoenberner, Hermann Kesten Hg. Frank Berninger, WallsteinVerlag 2008
[Roth (47), 100, 108ff, 190, (205), 206, 279, (307, 315, 326); Flucht (375, 378); KBT 681] {DEA 7/DE-EN-FR/New York/ 1940-1941} Münchner Stadtbibliothek / Monacensia: ein Brief von SM an HK aus Marseille (12.9.1940) und zwei Briefe aus New York (28.5. 1941 bzw. undatiert) |
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*Lotte KLEMPERER (1923 Köln – 2003 Zürich) Tochter von Otto v K, die oft gemeinsam mit ihren Vater war. Mit SM gut befreundet. Sie empfand SM als einen typischen Wiener Kavalier und seine Aussprache als österreichisch. [ Roth (330) ] { DEA / 17 / DE / Zürich u.a. / 1958 – 1970} (Persönliche mündliche Information Lotte Klemperer 2002) |
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*Otto KLEMPERER (1885 Breslau – 1973 Zürich) Dirigent. Mit SM gut befreundet. [Berg 122, 162, 196, 301f; Roth (73), 214, (304)] {DEA 7 / DE / Zürich ua / 1960 – 1971} |
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*Annemarie von KLENAU geb. SIMON (1878 – 1977) soma-morgenstern.at/userfiles/file/Beuerberg.jpg Sehr geschätzte Schwiegermutter von SM. Schwester von Hugo Simon. Dan Morgenstern: "Meine Großmutter lebte seit 1912 auf einem Gut in Oberbayern, Beuerberg am Simsee. Das ist ein kleiner Ort zwischen Pfitzing und Riedering". Dan Morgenstern im Gespräch mit Raphaela Kitzmantel, wiedergegeben in ihrem Buch "Eine Überfülle an Gegenwart" Soma Morgenstern. Biografie, S.174. SM hat seine Schwiegermutter öfters in Beuerberg besucht. Beuerberg in Bayern. Wohnsitz von A.v. Klenau Photo mit Dank an Raphaela Kitzmantel [Berg 19, 144; Roth (50) ] |
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ca 1975 (C) Dan Morgenstern |
Krankenschwester; Freundin von SM [ - ] {DEA 44 / DE / London ua / 1954-1975} (RK auch mit einem Interview) |
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*Siegfried KRACAUER (1889 Frankfurt /Main – 1966 New York) Journalist, Soziologe aus jüd. Familie. Gilt als Begründer der Filmsoziologie. Journalist bei der Frankfurter Zeitung FZ, dort Bekanntschaft und Freundschaft mit SM. (vgl zB. NZZ-Artikel über Kracauer bei der FZ) . 1933 Flucht nach Paris, 1941 nach New York, wo er bleibt. Schreibt dann nur mehr auf Englisch. Kracauers Freundeskreis war teilweise auch der von SM, zB Bloch und Wiesengrund-Adorno. Mit "Teddie" Adorno hatte "Friedl" Kracauer einen viel engeren und längeren Kontakt als SM. Der Briefwechsel Kracauer-Adorno (mit erhaltenen 269 Briefen) ist veröffentlicht und enthält auch einige Erwähnungen von SM. [Berg 120,122, (389); Roth 89, 205; KBT 506, 513 „Krac“, 522f, 528, 538ff] Deutsches Literaturarchiv Marbach: zwei Briefe von SM; an SK: 1932 aus Wien, o.D. aus Beuerberg (Theodor W. Adorno/Siegfried Kracauer. Briefwechsel 1923-1966. "Der Riß der Welt geht auch durch mich..." Herausgegeben von Wolfgang Schopf, Suhrkamp 2008) |
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*Ernst KRENEK (1900 Wien – 1991 Palm Springs) Komponist. 1924- 1928 mit Anna Mahler verheiratet. 1938 Emigration in die USA. Krenek erwähnt in seiner Autobiographie seine gute Bekanntschaft mit SM, „einer der fanatisch ritterlichen polnischen Juden, ein sehr sympathischer Mensch“ [Berg 234, 258, 364; Roth (159)] {DEA 1 / DE / Wien / 1936} (E.Krenek: Atem der Zeit (Autobiographie) , dt. TB 1999, S.304, 880f)
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als US-Soldat ca. 1945
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*Conrad LESTER (Kurt Heinz LICHTENSTERN) (1907 Wien – 1996 Wien) Besitzer einer Keramikfabrik, Vetter von Bruno Kreisky. Zum Katholizismus übergetreten. 1938 Exil Paris, dann in Hollywood. 1968 Rückkehr nach Österreich. Seit Pariser Exil 1938 treuer Freund von SM, hat ihn sehr unterstützt. Briefe von SM an CL wurden (laut Mitteilung von CLs Tochter) nach dem Tode ihres Vaters verbrannt.
[Berg 359; Roth 125, (307), (Flucht 370), KBT 678 (“mein Freund L.“)] {DEA 54 / EN-DE / New York, Wien / 1943-1976} (Persönliche Informationen CLs Tochter Caty Lester) |
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*Ludwig LEWISOHN (1882 Berlin – 1955 Miami) Übersetzer (von u.a. Morgenstern) von Deutsch in Englisch [Berg 352f; Roth 155; Zeit 72, 356] {DEA 12 / EN-DE / Massachusetts / 1947-1955} |
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*Annie Renée LIFCZIS, geb. SCHERMANT (1902 Wien – 1987 Wien) *Hugo LIFCZIS (später: LIFEZIS) (1895 Wien – 1970 Barcelona) Bruder von Otto L. Bis 1938 Anwalt in Wien. Befreundet mit Leo Perutz. Über Schweiz und Paris (ab 1940) in Argentinien, dort Literaturagent bei International Editor Co: Leo Perutz, Lernet-Holenia, J. Roth, Schnitzler auf Spanisch. Nach Perons Machtübernahme 1960 nach Barcelona ausgewandert. Dort (vergebliche) Bemühungen, SMs Romane auf Spanisch herauszubringen. Nach seinem Tod ist Annie, die freiberuflich als Übersetzerin tätig gewesen war, 1972 nach Wien zurückgekehrt,1 erhält 1980 die öst. Staatbürgerschaft zurück. Ein Teilnachlass befindet sich in der Deutschen Nationalbibliothek. zu Annie siehe:: https://services.phaidra.univie.ac.at/api/object/o:1615660/get [ Berg 379 ] {DEA 2 / DE / Barcelona / 1967, 1972} |
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*Otto LIFCZIS (Eytan Otto LIFF) (1899 Wien – 1981 Tel Aviv) Bruder von Hugo L. Rechtsanwalt in Wien. Als Student bereits aktive leitende Rolle in der zionistischen Bewegung in Wien. War mit SM befreundet und war Alban Bergs Anwalt und Testamentvollstrecker. 1938 Flucht aus Wien: über Paris nach Palästina. Ab Gründung von Israel im Staatsdienst, ab 1969 in Tel Aviv Leiter der Untersuchungsstelle für NS-Gewaltverbrechen. [Berg 365, 379] {DEA 2 / DE / Tel Aviv / 1972, 1973} |
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*Josef LÖBEL (1882 Kronstadt, Siebenbürgen – 1942 Prag) Deutschsprachiger jüdischer (Kur-)Arzt und Schriftsteller in Franzensbad, der in Wiener und Berliner literarischen Zirkeln und im Café Museum verkehrte. Modell für Dr. Skowronnek in Joseph Roths Radetzkymarsch. Er hat sich im Mai 1942 das Leben genommen. Löbels Bücher (zehn selbstständige Bücher) waren in den 20er und 30er Jahren sehr erfolgreich, wurden in 16 Sprachen übersetzt. Sein "Knaurs Gesundheitslexikon" (1930) war ein millionenfacher Longseller, der allerdings ab 1940 mit falscher Autorenmeldung ("arisiert") publiziert wurde - auch nach 1945. SM widmet seinem Freund in seinen Rotherinnerungen einen eigenen Abschnitt mit dem Titel "Begegnung mit Dr. Skowronnek". Foto freundlicherweise von P. Voswinckel zur Verfügung gestellt
[Berg 134; Roth 26, 78, 134, 138f, 168ff, 176, 284, 293] 2018 erschien ein ausführliches, ausgiebig recherchiertes Buch über Josef Löbel von Peter Voswinckel: Dr. Josef Löbel. Botschafter eines heiteren deutschen Medizin-Feuilletons in Wien-Berlin-Prag, DGHO e.V., Berlin. Das Buch ist kostenlos zu beziehen via https://www.dgho.de/publikationen/buecher-zur-dgho-geschichte/dr-josef-loebel. Die hier folgende Zeittafel stützt sich in erster Linie auf Angaben in Voswinckels Buch. ZEITTAFEL JOSEF LÖBEL 1882 Geburt in Kronstadt. Erstes Kind einer bürgerlichen deutschsprachigen jüdischen Famile 1899 Matura in Kronstadt 1899-1905 Medizinstudium in Wien 1905-1909 Praxis in Preßburg 1909 Heirat in Preßburg mit der Wienerin Leontine Glücklich Zwei Monate Schiffsarzt auf der Hamburg-Amerika-Linie 1910 Heimatschein in Lundenburg (Südmähren; eine Stunde nö. von Wien; Mutter und Schwester leben ab 1910 in Wien) 1910-1938 im Sommerhalbjahr: Kurarzt in Franzensbad 1914-1918 im Winterhalbjahr in diversen militärischen Reservespitälern (u.a. Wien, Eger, OÖ) 1918-1922 im Winterhalbjahr in Wien (schriftstellerische Tätigkeit) 1919 Tschechoslowakischer Staatsbürger aufgrund seines Lundenburger Heimatscheines 1922-1933 im Winterhalbjahr in Berlin (schriftstellerische Tätigkeit) 1933-1938 im Winterhalbjahr in Wien (schriftstellerische Tätigkeit; in diesen Zeitraum fällt die engere Freundschaft mit Soma Morgenstern) 1938 Flucht nach Prag; Ende der Tätigkeit in Franzensbad; diverse gescheiterte Versuche zu emigrieren 1942 Februar: Deportation von Leontine Löbel (1943 in Auschwitz ermordet) 20: Mai: Selbstmord in Prag Josef Löbels zwei Söhne (1911-1982 bzw. 1914-2002) haben die Shoa in England überlebt, beide kinderlos
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*Alma MAHLER-WERFEL (1879 Wien – 1964 New York) SM wurde in ihren Kreis in Wien wohl von Alban Berg eingeführt. In New York hatte SM nach dem Krieg regelmäßigen Kontakt mit „meiner Freundin Alma Mahler“, hatte einen Nachruf auf sie geschrieben und erwog ernsthaft wegen ihres Begräbnisses nach Europa zu reisen. Es wäre interessant zu wissen, ob SM ihren Antisemitismus gar nicht wahrgenommen hatte oder ihn ignoriert hat. [Berg 47, 118f, 267, 307, 347, 358, 369; Zeit 322; KBT 676f, 693-696] {DEA 8 / DE/ Beverly Hills u.a. / 1946-1962} |
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*Anna MAHLER (1904 Wien – 1988 London) Bildhauerin, Tochter von Gustav und Alma Mahler. SM erwähnt in seinen Erinnerungen nicht, dass er zu Anna Mahlers Freundeskreis gehört hat, der sich in ihrer Wohnung in der Operngasse ab 1935 (nach ihrer Trennung von Paul Zsolnay) eingefunden hat. Zu diesem Kreis gehörten u.a. das Ehepaar Bloch, Hermann Broch, Elias Canetti, Ernst Krenek, Georg Merkel und auch Abraham Sonne. Der Ton ihrer Korrespondenz mit SM, die erst nach dem Tode von Alma Mahler aufgenommen wurde, ist sehr freundschaftlich. [Berg 273, Roth (304)] {DEA 21/ DE/ Spoleto/1970-1095} |
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*Moses MARGULIES = Moshe MARGALIOTH (? Galizien - ? Israel) SMs alter Freund aus Galizien, mit dem er 1912 zum Studium nach Wien reist. Trauzeuge von SM. [ Zeit 371, 378f; Blutsäule-Kommentar 14 ] {DEA 31 / DE / Jerusalem / 1954-1976} (RK) |
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>> Gemälde von Georg Grosz im Museum voor schone Kunsten, Gent
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*Walter MEHRING (1896 Berlin – 1981 Zürich) Satirischer, deutscher jüdischer Schriftsteller. 1933 Flucht aus Deutschland, 1934-38 in Wien; dann in Paris (im selben Hotel mit Herta Pauli und teilweise auch Ödön von Horvath) ; Teil von Roths «Entourage» in Paris. [Roth 215, 220]
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*Jacques de MENASCE (1905 Bad Ischl – 1960 Gstaad) & Georgette de Menasce Österreichisch-amerkanischer jüdischer Komponist u Pianist. JdM stammt aus einer wohlhabenden sephardischen Bankiersfamilie in Alexandrien in Ägypten, die auch in zionistischen Organisationen leitend tätig war. Als Knabe wurde JdM von Kokoschka gemalt. Hat in Wien Komposition u.a. bei Alban Berg studiert, debütierte 1932 als Pianist; ab 1939 in Lausanne, später im Krieg nach New York. SM hatte den “Wiener“ 1934 kennen gelernt, sich mit ihm (der von SM und seinen Freunden Jimmy genannt wurde) und seiner Frau erst 1941 oder 1942 angefreundet, nachdem er ihn zufällig in New York auf der Straße wieder begegnet war. [Roth 104] {DEA 9 / DE / Gstaad / 1950-1964} |
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*Inge(borg) MORGENSTERN geb. von KLENAU (1904 – 1990) SMs Frau, Tochter von Paul von Klenau. Siehe auch ihre Briefe von April 1939 und 1949 an Abraham Sonne [ Berg (19), 316; Roth 105, 166, 172, 175, (303) ] {DEA 45 / DE / Kopenhagen, Stockholm u.a. / 1941-1946} |
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*Robert MUSIL (1880 Klagenfurt – 1942 Genf) MS lernt Musil um 1922 durch Béla Balázs im Café Stöckl in Hietzing kennen und wurden befreundet. In seinen (publizierten) Briefen an den Musilforscher Karl Corino berichtet SM ausführlich über Musil. [Berg 18, 79, 122, 271, 299; Zeit 197f, 302-305; Roth 76-83, 112f, 131, 241, 287, 298, (301, 315, 328); KBT 534, 551-563: „Über Robert Musil“ – Aus Briefen an Karl Corino, 641-644, 684]
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(c) Sir G. Nossal, Melbourne
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*Irene Maria Karolina (Renée) NOSSAL geb. Freiin von LÖWENTHAL (1901 Wien - 1983 Australien) Tochter von Josef Freiherr von Löwenthal (in der Zwischenkriegszeit Kabinettsdirektor der Präsidentschaftskanzlei, Präsident des in den 30er Jahren wichtigen "Österreichischen Kulturbundes". Verfasser von Sachbüchern, zB Die rechtliche Natur Österreich-Ungarn, Wien 1918, und von einem utopischen Roman, "Die unsterbliche Stadt", Wien Zsolnay 1936, die im Österreich des Jahres 2000 spielt.) Renée, wie sie sich nannte, war von 1917-1921 mit Robert Urban verheiratet. 1923 heiratet sie (den evangelischeno) Rudolf Nossal, mit dem sie in Wien lebt und Söhne hat. Jänner 1939 emigriert die Familie wegen der jüdischen Herkunft Rudolf Nossals und erreicht im Jänner Paris und im März 1939 Australien, wo sie sich endgültig niederlässt. Renée Nossal war eng mit Nandy befreundet. Nandy hat die Famile Nossal auf ihrer Flucht aus Österreich nach Paris begleitet. (Die Identifikation von Renée Nossal mit SMs in seinen Erinnerungen öfters erwähnten Renée dürfte auf einem Irrtum beruhen: Renée Nossal war Österreicherin, nicht Französin, keine Musikerin (spielte höchstens leidlich Klavier). Renée Nossal lebte bis 1983, SM erwähnt in seiner Tagebucheintragung vom 2.5.1949, dass seine frühere Freundin Renée nicht mehr lebt.) [ - ] {DEA 9 / DE /Wahroonga, Australien / 1955-1974} |
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*Fedor (Fjodor) OZEP (1895 Moskau – 1949 Beverly Hills) Russischer Drehbuchautor und Regisseur, zunächst in Russland, ab 1929 in Deutschland, 1931 Frankreich, im Krieg Weiterflucht nach USA. Verheiratet mit Myra Frankfurt. Das Ehepaar lernt SM in Paris 1938/39 kennen (wo sie auch mit J. Roth verkehren) und treffen SM wieder in Hollywood. SM erwähnt F.Ozep nicht, doch laut Myra Frankfurt war SM der beste Freund ihre Mannes. [ - ] (RK197: Interview mit Myra Frankfurt) |
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*Aleksander PARNAS (“Olek”) (1895 Tarnopol – ca 1924 Wien) Jugendfreund von SM, Mitschüler von Karol Rathaus in Tarnopol. 1913 Studium Philosophie in Wien, 1915 eingerückt, ab 1917 psychiatrischer Patient, bis zu seinem Tode in Steinhof. [Zeit 300-309 ] |
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*Olivier (Harty) de PIERREBOURG (1908 Vauxbuin, Picardie – 1973 Paris) Journalist und Sekretär eines französischen Abgeordneten; mit SM in Paris befreundet. Hat während der dt. Besetzung Frankreichs vielen das Leben gerettet, wurde später selber verhaftet. [Roth 195f, 207, 232, 252, 277; KBT 685] {DEA 2 / FR / Paris / 1951, 1957} |
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Karol und Gerda Rathaus mit SM
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*Karol RATHAUS (1895 Tarnopol, Galizien – 1954 New York) *Gerta RATHAUS geb. PFEFFERKORN (1895 Bromberg bei Neunkirchen (Niederösterreich) – 1990 USA (New York oder Massachusetts)) Galizischer österreichisch-amerikanischer Komponist (mit polnischer Muttersprache) und seine Frau. Ab 1913 studiert KR Musik Wien (u.a. bei Franz Schrecker). Er war einer der besten und längsten Freunde von SM. Die beiden kannten einander schon aus der gemeinsamen Schulzeit in Tarnopol. Dann studierten beide gleichzeitig Jus an der Wiener Universität (so wie SM tat das auch Rathaus auschließlich um der väterlichen Forderung zu entsprechen). Martin Schüssler schreibt in seiner Rathausbiographie "Zu seinem "außermusikalischen" Freundeskreis im Wien jener Jahre gehörte Soma Morgenstern. Zwischen Rathaus und ihm, dem Schriftsteller und Kritiker [...] entwickelte sich ein tiefe Freundschaft, die - mit einer zweijährigen Unterbrechung vierzig Jahre später - ein Leben lang Bestand haben sollte. Gemeinsamer Freund der beiden war der Schriftsteller Joseph Roth, dem Rathaus an den wechselnden Stationen seines Lebens immer wieder begegnete." (Martin Schüssler: Karol Rathnaus, Lang, Frankfurt 2000. - Schüssler erwähnt SM in der Rathausbiographie mehr als dreißig mal.) Der frühe Tod von Rathaus war für SM ein schwerer Verlust (mündliche Mitteilung Dan Morgenstern, Toulouse, 28. November 2013) Jahresbericht 1913 Gymnasium Tarnopol - Maturant Rathaus (ein Jahr nach SM), mit der Angabe als zukünftiges Studium Jus (polnisch "prawo"). Wiedergabe mit Dank an Harald Stockhammer
Vgl: M Schüssler:"Karol Rathaus—An American Composer of Polish Origin..." und: Frank Harders: Fate and Identity. Polish-Jewish Composers in the Twentieth Century, p 8 auch: Michael Haas: ' Alien Soil' and the Slow Death of Karol Rathaus [Berg 24f, 29, 50, 118, 131, 304; Roth 33, 36, 94, 96, 104f, 114f, 118, 120, 191, 240, 284, 285, (304, 306); Zeit 186f, 307, 330, 349; Flucht (373f) ] Karol:{DEA 8 / DE-EN / New York u.a./ 1941-1954} Gerta: {DEA 5 / DE / New York u.a./ 1960-1965} |
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*Erwin RATZ (1898 Graz – 1973 Wien) Österreichischer Musikwissenschaftler, Schönbergianer. Präsident der Gustav Mahler Gesellschaft, befreundet auch mit Hanns Eisler. SM erwähnt ihn – wobei ihm aber offensichtlich sein Name gar nicht einfällt – in Zusammenhang mit seinem Wienbesuch 1957, als er ihn wieder trifft. [Berg 49]
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>> Foto Buchcover Biographie Wallstein Verlag |
*Benno REIFENBERG (1892 Oberkassel – 1970 Kronberg im Taunus) Journalist, in der Redaktion Frankfurter Zeitung (gleichzeitig mit SM); als sog. Halbjude im "Dritten Reich" in gefährdeter Position; sowohl vor als nach dem Krieg einer der tonangebenden Publizisten Deutschlands; 1959-1966 Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. [ Roth (51), 75, 113, 121f, 203, 204, 205] {DEA 19 / DE / Frankfurt ua / 1955-1966} (Nachlass Benno Reifenbergs enthält Korrespondenz mit SM) |
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RENÉE: siehe TAGGER | |||
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*Leon Eliser ROSENZWEIG (= Leon ROTH) (um 1891 in Skalat (bei Podwoloczyska, oder Skala) Ostgalizien - nach 1971, vermutlich Israel) Jugendfreund SMs seit Tarnopoler Mittelschulzeit, mit dem er auch einige Jahre zusammen in Tarnopol gewohnt hat. SM ist mit ihm (und mit Margulies und Schmetterling) 1912 zum Studium nach Wien gefahren, wo Leon Medizin studiert. Heirat mit seiner Tarnopoler Jugendliebe, die ebenfalls Medizin studiert hat, Rückkehr nach Ostgalizien, wo als Röntgenologe praktiziert. Hat den Krieg als Röntgenspezialist in der russischen Armee überlebt, danach, etwa 1949, Emigration nach Israel, wo beide Ehepartner ihren Beruf ausüben. [Roth 7-10; Zeit 184, 233ff, 251-253, 255, 258, 268, 271f, 279, 281, 284, 288f, 292- 294, 297, 335, 348-350, 353, 357, 371f, 378; Blutsäule-Kommentar 14 ] {DEA 16 / DE-PL / Podwoloczyska-Polen bzw. Pidwolotschysk-Ukraine bzw. später Israel / 1937-1972} |
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*Joseph ROTH (1984 Brody, Ostgalizien – 1939 Paris) SM war wohl einer der treuesten Freunde von Roth. Joseph Roth mit SM in Paris - Einzig erhaltener Brief von Roth an SM Photowiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Kiepenheuer & Witsch Es gibt zahlreiche Literatur über Roth und Morgenstern und auch mehrere Veranstaltungen zu den beiden, z.B. die Ausstellung in der Deutschen Nationalbibliothek November 2012-Jänner 2013.
Zu Roth als angeblicher Katholik vgl. auch den hier tw. wiedergegebenen Brief von Serge Dohrn. (oben DOHRN, letzter Absatz) [Roth: mehr oder weniger das ganze Buch, etwa 260 Erwähnungen ; KBT 644, 661, 678-684, 689; 19,173f, 354] {DEA 1 / DE / Berlin / 1932} |
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*Maurice SAMUEL (1895 Macin, Rumänien – 1972 New York) Rumänisch-britisch-amerikanischer Schriftsteller und Übersetzer; Hat Übersetzung des dritten Teils von Funken im Abgrund teilweise Probe gelesen. [ KBT 646; Blutsäule-Kommentar 7 ] {DEA 3 / EN / New York ua / 1946-1972}
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*Dawid SCHMETTERLING = Haim GILEAD (1889 Kopytschynzi bei Tarnopol – 1962 Jerusalem) SMs Freund seit Mittelschultagen; fährt mit ihm von Tarnopol nach Lemberg, um dort die Leihbibliothek zu nutzen; später, 1912, nach der Matura, war Schmetterling einer der drei Freunde (die anderen: Leon Roth und Moses Margulies) mit denen SM nach Wien reist. Wohnt zuerst mit Leon Roth und SM zusammen, studiert, wie SM, Jus – in Wien und in Lemberg. 1920 nach Palästina ausgewandert, wo er als Rechtsanwalt arbeitet, Vorstandsmitglied verschiedener Organisationen in Jerusalem wird; führt für den zionistischen Jerusalemer synodalen Rat Prozess wegen Steuern auf Mazzes gegen die orthodoxe aschkenasische Gemeinde, (worüber Jacob Israël de Haan in seinem Feuilleton vom 10.4.1923 im Amsterdamer Algemeen Handelsblad berichtet.). Wiedersehen mit SM 1935 (?), als Schmetterling, der in Israel Gilead heißt, Wien besucht und abermals 1950 als SM bei ihm zwei Wochen im Kibutz Degania (älterster Kibbutz, gegründet 1910 am Südufer des Sees Genezareth) in Israel verbringt. Dort weigert sich Schmetterling mit SM in einer anderen Sprache als Hebräisch zu sprechen, obwohl SM das nur unzureichend beherrscht. [Zeit 297f, 337, 351-361, 351, 371, 378; Blutsäule-Kommentar 14f] {DEA 1 / DE / Kibbutz Degania, Palästina / 1936} |
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Photowiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Gnazim Institute, Tel Aviv
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*Abraham SONNE (Avraham Ben Yitzhak) (1883 Przemysl – 1950 Israel) Österreichisch-israelischer Gelehrter, Zionist, Lehrer, hebräischer Lyriker. Der ”Dr. Sonne” im Café Museum. Eng befreundet mit Broch, Canetti und Alma Mahler. Befreundet mit SM. [Roth 144f, 162, 167ff, 170, 171, 176, 180, 182f, (304, 312, 329); KBT 642; Blutsäule-Kommentar 11f] Freundlicher Hinweis von P. Somogyi (Wien): Im CZA (Central Zionistic Archive) in Jerusalem befinden sich in Sonnes Nachlass, Mappe A165/26 drei Briefe von den Morgensterns an Sonne: vom 4.4. 1938 von Inge aus Paris, vom 12.3.1939 von Soma aus Paris und vom 8.7.1947 von Inge aus New York.
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>> CD cover |
*Eduard / Edward STEUERMANN (1892 Sambor, Galizien – 1964 New York) Österreichisch-amerikanischer Pianist und Komponist. Im Interbellum wichtigster Pianist des Schönbergkreises. 1938 in die USA geflüchtet. Mit SM schon in Wien viel Kontakt. [Berg 14, 25, 27, 29, 51,121, 176, 248, 309f, 342, 353ff; Roth 160, (304); KBT 655] {DEA 1 / DE / New York / 1960}
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Renée TAGGER (SCHILLER; GLOOR) (1895 Sofia – 1988 Basel [?]) Soma Morgensterns Freundin Renée von vermutlich 1915 bis etwa 1925. SM erwähnt in seinen Aufzeichnungen niemals Renées Nachnamen, teilt über sie nur mit, dass sie französisch war, Pianistin, Schülerin von Leschetizky war. Sie konnte lange nicht identifiziert werden, bis das Frau Leonore Handl, Wien 2016/2017 gelungen ist. Der überwiegende Anteil der hier folgenden Angaben über Renée ist ihr zu verdanken. Sie hat herausgefunden, dass Morgensterns Freundin die Schwester von Ferdinand Bruckner war und davon ausgehend weiterrecherchiert . Renée als Kind. (c) Akademie der Künste, Berlin Renée mit Soma, vermutlich um 1920. (c)Dan Morgenstern
Renée Tagger ist die Tochter des österreichischen Bankkaufmanns Esra Tagger und der französischen Übersetzerin Claire Tagger, geb. Attias. Sie ist Schwester des am 26. August 1891 in Sofia geborenen Schriftstellers Theodor Tagger/Ferdinand Bruckner. Um ca. 1915 ließen sich die Eltern der beiden scheiden, deren Lebensmittelpunkt davor offenbar teilweise in Wien lag. Nach der Scheidung war der Vater eher nach Berlin orientiert, die Mutter nach Paris. Renée war vermutlich österreichische Staatsbürgerin, keine Französin, aber Tochter einer Französin. SM schreibt auch nicht, dass sie Französin sei, sondern: Renée war aber – wie ihr Name: französisch. [KBT S.646] Renée hat vermutlich schon vor dem 1. Weltkrieg teilweise in Wien gelebt, sie war Schülerin des in Wien lehrenden Theodor Leschetizky (der 1915 gestorben ist), hat offenbar mit zwölf Jahren das Stern´sche Konservatorium in Berlin besucht. 1915 dürfte sie aus der Nähe Münchens nach Wien gekommen sein. In dem Jahr hat SM sie auch kennengelernt [KBT S.645: Im Jahre 1915 – dem Jahr, da ich Renée begegnet bin]. Spätestens 1916 war Renée SMs Freundin (SM erwähnt sie als seine Freundin bei seinem (Kriegs-)Heimaturlaub 1916 in Wien [Roth, S.28]). Am 29. Juli 1919 heiratet Renée Claire Tagger in der Wiener evangelischen Kirche HB den Gynäkologen Dr. Walter Schiller (geboren am 9.10. 1893 in Wien). Sie dürfte vorher vom Judentum konvertiert sein. In den Aufzeichnungen des Evangelischen Pfarramtes Helvetischer Konfession 1010 Wien Dorotheergasse 16 ist als Wohnadresse von Walter Schiller das Kriegsspital Nr. I am Flötzersteig, (damals) Wien XIII (heute 1140 Wien) registriert, Renées Anschrift lautet XVIII, Haizingergasse 11. Als Trauzeugen fungierten „Hubert Dubs, Student, VIII Auerspergstr. 21“ und „Theodor Tagger, Schrifsteller. XVIII Julienstraße 33“ der heutigen Dr.-Heinrich-Maier-Straße. Als Renées Heimatort (von dem vermutlich ihr Vater stammen dürfte) wird Nagymagyar in Ungarn (heute Zlaté Klasy, Südwestslowakei) angegeben. 1920 erhält SM zu seinem Geburtstag von Renée die fünfbändige Geschichte Israels von Ernest Renan (1894), ein Geschenk, dass SM so wertvoll war, dass er es bis nach Amerika hinüberrettet [Roth, S.31]. In den Aufzeichnungen der Kirche wurde am 27. April 1921 Scheidung von Tisch und Bett registriert und die rechtskräftige Trennung des Ehepaares Schiller per 24. Februar 1923. Am ersten Jänner 1924 war Renée noch immer oder wieder seine Freundin [Berg S. 105f.]. Silvester hatten sie allerdings nicht gemeinsam verbracht, Soma in Wien, Renée am Semmering. 1924 lernt SM seine spätere Frau (Heirat September 1928) Ingeborg von Klenau kennen. Am 31.5.1925 (Pfingstsonntag)—haben sich SM und Renée mit Adorno getroffen. Adorno/Kracauer Briefwechsel, Suhrkamp „Der Riß der Welt geht auch durch mich“ 1923 – 1966, S.73 : Den Abend war ich mit Morgenstern zusammen und seiner (verheirateten) sehr kuriosen Freundin, einer rumänischen Prinzessin [sic], die Renée heißt. Vom 26.4.1923 – 2.11.1926 war Renée noch in Wien 19., Peter-Jordan-Straße 70 gemeldet. Danach ist keine Wiener Adresse mehr bekannt. Ihre weiteren Aufenthaltsorte sind nicht durchgehend dokumentiert, jedenfalls hat sie in Deutschland und zuletzt in der Schweiz gelebt. Sie dürfte aber auch noch später in Wien Kontakt mit den Morgensterns gehabt haben: Ingeborg Morgenstern (-von Klenau) kannte sie, auch der 1929 geborene Sohn Dan Morgenstern wusste als Kind von ihr. Ihr in Deutschland lebende Bruder kehrt von der österr. Erstaufführung seiner Bearbeitung von Kleists „Marquise von O“ im Theater in der Josefstadt im März 1933 nicht mehr nach Deutschland zurück und geht mit seiner Familie im Juli 1936 nach New York. Er berichtet seiner Schwester in Briefen darüber. (Theodor Taggers Inszenierung der „Marquise von O“ wird von SM in einer vernichtenden Kritik behandelt; „Tagger verdeutscht Kleist“. [KBT S.174] ) Am 7. Oktobrt 1933 heiratet Renée in Lausanne den 13 Jahre jüngeren Serge-Léon Gloor, womit sie das Heimatrecht ihres Mannes übernimmt. Gloor ist am 1. Februar 1908 in Genf geboren, war Doppelbürger von Genf-Stadt (GE) und Schöftland (AG), war in Genf Gymnasiallehrer, später an der Universität Basel tätig. (Im Staatsarchiv Basel-Stadt ist sein Dossier mit dem Namen Serge-Léon Gloor-Tagger betitelt.) Am 2. Mai 1949 schreibt SM in sein Tagebuch an seine „Groß-Geliebte“ Renée Nun, da Du nicht mehr am Leben bist, da Deine Stimme erloschen ist…[KBT 645]. Wieso SM sie tot wähnte, ist nicht dokumentiert. In der Berliner Akademie der Künste, wo sich ein Ferdinand-Bruckner-Archiv befindet, gibt es mehrere Briefe von Renée (die leider kaum etwas über sie selber verraten). Der letzte davon stammt vom 7. April 1964. Vier der Briefe sind an ihren Bruder, in denen als Absenderadresse u.a. vermerkt steht (freundliche Mitteilung der Berliner Akademie der Künste): April 1939: Briefkopfbogen der École Nouvelle / La Chataigneraie / Coppet Prés Genéve, 1949: Taconnerie 2, Genf. Ab 1951 sind die gemeldeten Wohnadressen von Renée bekannt (freundliche Mitteilung vom Staatsarchiv Basel-Stadt): Das Ehepaar Gloor ist laut der "Einwohnerkontrolle" Basel am 7. April 1951 von Heppenheim in Deutschland nach Basel gezogen. Sie waren in Basel an folgenden Adressen gemeldet: 1951: Grelingerstrasse 84, Basel; ab 8.4.1952: Bettingerstrase 11 Riehen (bei Basel), ab 24. Oktober 1952: Bosenhalderweg 1, Riehen; ab 22. Oktober 1953: Hammerstrasse 16, Basel; ab 24. August 1954: Meierweg 64, Riehen; ab 5. Jänner 1956 Kettenackerweg 8, Riehen. Dort dürfte das Ehepaar geblieben sein, es gibt keinen Hinweis auf einen weiteren Wohnungswechsel. Ein Brief von Renée aus 1962 weist auch diese Adresse auf. Renée Claire Gloor-Tagger ist (vermutlich in Basel) am 27. 11.1988 verstorben, also zwölf Jahre nach Soma Morgenstern. Serge Léon Gloor ist am 4.4. 1991 gestorben. [Berg 105, 355; Roth 28, 31; KBT 645] (Adorno/Kracauer: Briefwechsel 1923-1966. Der Riss der Welt geht auch durch mich. Hg Wolfgang Schopf. Frankfurt (Suhrkamp) 2008. S.73 und S.75)
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*Friedrich TORBERG (1908 Wien – 1979 Wien) SM hat Torberg im Pariser Exil kennengelernt, mit ihm später in den USA Kontakt gehalten (Torberg scheint auch auf SMs kalifornischer Telefonliste auf) und hat ihn und seine Caférunde (im Café Herrenhof) in seinen Europareisen nach dem Krieg besucht.
Torberg hat seinen Namen erfunden: eine Zuammenziehung seines Vaters und seines eigenen ursprünglichen Namens Kantor mit dem Namen Berg, dem Mädchennamen seiner Mutter. Möglicherweise wusste Torberg nicht, dass es tatsächlich den jüdischen Familiennamen Torberg gab - bis SM ihm im März 1947 einen alten Zeitungsausschnitt schickte mit einem kurzen Begleitbrief: Der Brief befindet sich in Privatbesitz. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung SMs Text: Lieber Torberg, hier Ihre Ernennung zum Juden. Erfolgt nicht taxfrei: Mariette muss ein Rindfleisch kochen. Aber nicht gleich morgen: ich bin krank. Ihr S.M. Pinchas Torberg (1875 Kongresspolen - 1952 New York; 1898 Emigration in die USA) war ein Schriftsteller und Zeitungsherausgeber. - Mariette Torberg galt als ausgezeichnete Köchin. * Torberg war in Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Die Blutsäule für SM nicht unwichtig. Sie hatten auch viel gemein, dennoch ist es zweifelhaft, ob man zurecht Torberg als Freund SMs bezeichen kann. SM kann sich nicht mit Torbergs heftigen Antikommunismus anfreunden: In Zusammenhang mit einem Bericht über die freundliche Aufnahme bei der US-Armee von Ante Pavelic, dem verbrecherischen Staatshaupt Kroatiens von Hitlers Gnaden, schreibt SM Torberg: (21. Nov. 1945) „[…] Natürlich wird Sie noch andere wohlmeinende Juden daran hindern, den letzten Willen Adolf Hitlers auszuführen: Krieg gegen den Bolschewismus! […]“ Torberg repliziert: „Reb Soma, auf was haben Sie sich da eingelassen?! […] In meiner Eigenschaft als Pavelic-Anhaenger und Vollstrecker des Hitlerischen Testaments bitte ich Sie aber doch zur Kenntnis zu nehmen, dass ich den Kampf gegen die Polschewisten [sic] nicht im Auftrage Hitlers fuehre sondern im Auftrage Herzls. Noch lieber haette ich gesagt: im Auftrag des Lieben Gotts – aber dann haetten Sie mir sicherlich bewiesen, dass der Liebe Gott eigentlich fuer Stalin ist: and who am I to disprove you? (Unterschrift F. Torberg auf Hebräisch)
SM hat auch über die Ausgabe der Blutsäule mit Torberg korrespondiert. Torberg hat dafür den Verleger Hans Deutsch (der Torbergs Zeitschrift FORVM eine Zeit lang finanziert hat) vermittelt - eine unglückliche Wahl. Im September 1957 schreibt Torberg: Sie haben da etwas Grossartiges geschrieben und ich gratuliere Ihnen. Es hat Würde und Grösse, es hat Wucht und Visionskraft, es hat eine ungeheuerliche innere und äussere Spannung, und wi echt und überzeugend jüdisch es ist, darüber brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Auch das Stilproblem finde ich sehr glücklich gelöst, besonders in der direkten Rede: legendäre Wirkung ohne billige Bibelanleihen. Das muss sehr schwer gewesen sein. […] Lassen Sie Das Buch um Himmels willen mit dem 23. Kapitel auf S.168 enden, so wie es ist, oder mit einer ganz geringen Ausklangs-Verstärkung. Was dann noch nachkommt, ist überflüssig, und schlimmer als das: es ist nicht mehr wahr, auf ein törichte, alles Vorvergangene in Frage stellende Art. Ich darf Ihnen das sagen, eben weil ich alles Vorvergangene so unantastbar grossartig finde. Und weil Sie zwar ein grösserer Mew’n sind als ich, aber kein besserer Jud. Sie wissen genau, was ich meine. Wenn Sie jetzt so tun, als ob Sie’s nicht wüssten, sind Sie kindisch. Wenn Sie’s wirklich nicht wissen, sind Sie verblendet. Im übrigen mache ich mich erbötig, Ihnen für dieses Buch, wenn es mit seinem wahren Ende schliesst, einen deutschen Verleger zu verschaffen. Nicht aus Erpressung, sondern aus Ueberzeugung. Herzlichst Ihr Torberg SMs Replik enthält einen wertvollen Kommentar: Antwort von SM (Seite 4 und 5) Aus Torbergs Bemerkungen zum Herausgeber der Blutsäule: (4.10.63): […]Dass Sie gegen Dr. Deutsch keinen stärkeren Einwand haben als seine Investitionen in Deutschland und keine schärfere Bezeichnung als „blöd“, ist sehr nachsichtig von Ihnen. […] und (19.1.65): […] Es ist schon ein Scheisspech, dass dieses Buch durch die völlig mit Recht erfolgte Verhaftung des Deutsch in Mitleidenschaft gezogen wird. [...]
* Torbergs Tante Jolesch, die SM wahrscheinlich gerade nicht mehr lesen konnte, enthält identische oder ähnliche Anekdoten, die sich auch in SMs Rotherinnerungen finden. Teilweise schöpfen beide wohl unabhängig vom in den Kreisen bekannten Anekdotenschatz, allerdings dürfte Torberg auch etwas direkt SM zu verdanken haben: Aus einem Brief Torbergs an SM vom 2.3.1976: „Sie hatten sicherlich recht, und ich bin Ihnen für die Mitteilung gleich zweier Anekdoten sehr dankbar.“ Eine bekannter gewordene und öfters zitierte zentrale Passage in Torbergs Buch schreibt der Autor der - von ihm offenbar erfundenen*) - Tante Jolesch zu: "Noch ein Glück", schloß er einen seiner Berichte [über einen Autounfall] ab, "daß ich mit dem Wagen nicht auf die Gegenfahrbahn gerutscht bin, sondern ans Brückengeländer." [...] Tante Jolesch [...] hob [...] mahnend den Finger und sagte mit großem Nachdruck: "Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist." **) - Diese "Anekdote" hat Torberg anscheinend von Morgenstern nach vierzig Jahren mehr oder weniger abgeschrieben. Torberg war im Besitz eines ihm von Morgenstern gewidmeten Exemplars des Romans Der Sohn des verlorenen Sohnes (in der Originalausgabe von 1935). Dort steht gegen Schluss auf Seite 331 (in der Neuausgabe von 1996 auf S. 265): [nach einem Unfall mit der Kutsche] "Es ist noch ein Glück, daß es erst hier geschah", rief Welwel und stieg bleich aus dem Wagen. Rücklings aus der Kutsche steigend [...] hörte Alfred eine erschrockene und sanfte Frauenstimme sagen: "Gott soll uns schützen vor Allem, was n o c h ein Glück ist, weh' ist mir !" ... ---------- *) vgl. dazu: Robert Sedlaczek, Die Tante Jolesch und ihre Zeit. Eine Recherche. Innsbruck, Haymon 2013 **) Friedrich Torberg, Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten. München, Langen Müller 1975, S. 17
[ - ] {DEA 7 / DE / Wien ua / 1957-1976} (RK – auch mit einem Interview mit Marietta Torberg) |
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Österreichischer Journalist siehe ausführlichen Artikel [Berg 336f; Roth 102, 124, 125, 134-141, 173, 175, 176, (304)] |
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>> Das rote Wien
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*Ernst WALDINGER (1896 Wien – 1970 New York) Österreichischer jüdischer Lyriker. 1938 nach New York geflüchtet. SM hatte wohl mit ihm (erst) in New York Kontakt. SM nennt ihn nicht bei Namen, aber nach der Beschreibung müsste es sich, wie schon Schulte in seiner Fußnote bemerkt, wohl um Waldinger handeln. Über den Lyriker vgl. Evelyn Adunka, Ernst Waldinger, in: Jüdisches Leben in der Wiener Vorstadt Ottakring und Hernals, Wien (Mandelbaum) 2013, S.75-86. [ Berg 101-102 ] {DEA 1 / DE / ? / ?} |
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>> CD-cover mit Ausschnitt Ölbild 1910 von MOPP (Max Oppenheimer) (Von der Heydt Museum, Wuppertal).
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*Anton WEBERN (1883 Wien – 1945 Mittersill) SM widmet seinem Freund einen eigenen Abschnitt in seinem Buch über Alban Berg. [Berg 300, 307, 333-347; Roth (160), (304)]
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"Teddy" als 19-jähriger, kurz bevor er nach Wien kam
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* Teddie WIESENGRUND (Theodor W. ADORNO) (1903 Frankfurt – 1969 Visp, Schweiz) Soziologe, Musiktheoretiker usw. SM lernt den „Judenjungen aus Frankfurt am Main“, den 21–jährigen Teddie Wiesengrund in Wien durch Alban Berg kennen und freunden sich an. Diese „Freundschaft ist an seinem [Adornos] rücksichtslos wuchernden Ehrgeiz gestorben […]. So ist er Professor Adorno geworden.“ Vgl auch KRACAUER. Im Briefwechsel von von Kracauer und von Berg mit Wiesengrund wird Morgenstern öfters erwähnt. zB. Berg am 11.1.1926: "Lieber Wiesengrund, Morgenstern rieth mir ´Und Pippa tanzt` zu kompnieren. Was sagen Sie dazu? Bitte um möglichst baldige Stellungnahme" und am 18.1.1926 "Und schreiben Sie mir baldigst u. ausführlichst von Ihnen und sagen Sie mir auch, was Sie zu der Idee (mehr als eine Idee ist es vorderhand nicht. Sie stammt von Morgenstern u. scheint mir sympathisch) sagen, die "Pippa" zu komponieren."
[Roth 76, (304), (311); Berg 24, 33, 117ff, 136f, 162, 168, 187,203, 325f, 349f, 365f , (328); KBT 506,510,527f, 531, 533f, 536ff, 655] {DEA 4 / DE / New York, Frankfurt / 1941-1965} Theodor W. Adorno - Siegfried Kracauer. Briefwechsel 1923-1966. "Der Riß der Welt geht auch durch mich..." Hg. W. Schopf. Suhrkamp 2008 Theodor W. Adorno - Alban Berg. Briefwechsel 1925-1935, Hg. H. Lonitz. Frankfurt /M. 1997. Oben zitierte Stellen auf S. 64 und 67. |
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*Stefan ZWEIG (1881 Wien – 1942 Petropolis) Der erste Brief Zweigs an SM aus 1935 ist eine Besprechung von Der Sohn des verlorenen Sohnes, das SM dem ihm damals noch persönlich unbekannten Zweig geschickt hatte. Zweig findet SMs Buch stellenweise ausgezeichnet, rät aber auch zu einer Überarbeitung einzelner Passagen - wozu es aber wohl zu spät war. An den Verleger Erich Reiss schreibt Zweig jedenfalls: "Alles Gute gesegneter Kunst ist hier beisammen: Farbe, Licht, Kraft, Spannung - ein Buch, das den Anspruch hat, als klassisches Buch seiner Nation zu gelten." Später hat sich Zweig zu einem guten Freund SMs entwickelt, der auch ein längeres Zerwürfnis zwischen Roth und SM geschlichtet hat. [Berg 371; Roth 33, 61, 85, 106, (123), 131, 142f, 157ff, 167, 175, 176, 178ff, 196, (205),(206), (231), 250, 271, 279, 290, 293, 297, (306, 317, 328, 330); KBT 517; Blutsäule-Kommentar 10] {DEA 2 / DE / Marienbad, Petropolis / 1935, 1941} |
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